Organisation

Ein sicherer Spielplatz: Reiner Zufall oder das Ergebnis eines Plans?

Ein Leitfaden zum professionellen Sicherheitsmanagement nach SN EN 1176
12.06.2025

Stellen Sie sich vor, auf Ihrem Spielplatz ereignet sich ein Unfall. Sobald die Erstversorgung geklärt ist, kommt unweigerlich die Frage nach der Verantwortung auf. Die erste Frage eines Gutachters oder einer Versicherung wird nicht sein: "Hat hier jemand versagt?", sondern: "Was wurde systematisch für die Sicherheit getan?". Der Nachweis mit lückenlosen Protokollen ist dann die beste Antwort, die Sie als Betreiber geben können.

Ein professionelles Sicherheitsmanagement ist der entscheidende Unterschied zwischen dem Hoffen auf das Beste und dem Planen für die Sicherheit. Es ist keine bürokratische Hürde, sondern die umfassende Strategie, die Ihre rechtliche Sorgfaltspflicht als Werkeigentümer (Art. 58 OR) in einen strukturierten und beherrschbaren Prozess überführt.

Was ist Sicherheitsmanagement? Mehr als nur eine Inspektion.

Viele Betreiber setzen die jährliche Hauptinspektion mit gelebter Sicherheit gleich. Doch diese Inspektion ist nur ein einziger, wenn auch wichtiger, Baustein in einem grösseren System.

Das Sicherheitsmanagement ist das Betriebssystem Ihres Spielplatzes. Es ist ein kontinuierlicher Kreislauf, der alle Phasen im Leben einer Anlage umfasst: von der Auswahl der Geräte über die Installation und den laufenden Betrieb bis hin zur Reparatur und schliesslich dem Abbau. Es stellt sicher, dass alle Verantwortlichkeiten klar geregelt, alle Massnahmen geplant und alle Tätigkeiten lückenlos dokumentiert sind.

Die 5 Säulen eines wirksamen Sicherheitsmanagements

Ein robustes Sicherheitsmanagement nach den Vorgaben der Norm SN EN 1176 und den Empfehlungen der bfu stützt sich auf fünf wesentliche Säulen:

  1. Säule: Sorgfältige Planung & korrekte Installation
    Sicherheit beginnt nicht erst bei der ersten Kontrolle, sondern bei der Anschaffung. Dies umfasst die Auswahl von normkonformen Geräten und Fallschutzböden (SN EN 1176/1177) und eine standortgerechte Planung. Der entscheidende, aber oft übersehene Schritt ist die Inspektion nach der Installation: Eine Abnahme durch eine qualifizierte Fachperson vor der Eröffnung ist unerlässlich, um Montagefehler aufzudecken und die korrekte Umsetzung der Fallschutzbereiche zu bestätigen. Dieses erste Protokoll ist die "Geburtsurkunde" der Sicherheit Ihrer Anlage.
  2. Säule: Der Inspektionsplan – Das Herzstück der Kontrolle
    Dies ist der konkrete Fahrplan für die laufende Überwachung. Der Inspektionsplan legt fest, WAS, WANN, WIE und von WEM geprüft wird. Erfahren Sie mehr zum Thema Inspektionsplan
  3. Säule: Regelmässige Wartung & Instandsetzung
    Die beste Inspektion ist nutzlos, wenn den Feststellungen keine Taten folgen. Zum Sicherheitsmanagement gehört ein klarer Prozess für die Instandhaltung. Das beinhaltet die präventive Wartung (z.B. Lager schmieren, Schrauben nachziehen gemäss Herstelleranleitung) und die korrektive Instandsetzung (die zeitnahe Reparatur festgestellter Mängel).
  4. Säule: Lückenlose Dokumentation
    Der Grundsatz "Wer schreibt, der bleibt" ist im Schadenfall Gold wert. Eine vollständige Spielplatzakte ist Ihr wichtigster Nachweis. Sie muss enthalten:
  5. Säule: Klare Organisation & Verantwortlichkeiten
    Wer ist im Betrieb für was zuständig? Ein gutes Management definiert dies unmissverständlich. Wer darf ein Gerät sperren? Wer hat das Budget für eine Reparatur? Wer ist als "sachkundige Person" für die operative Kontrolle zuständig und wer beauftragt den externen "qualifizierten Spielplatzprüfer"? Diese organisatorische Klarheit verhindert, dass Aufgaben aus Unsicherheit oder Kompetenzgerangel liegen bleiben.

Fazit: Vom Pflichtenheft zur professionellen Kür

Ein systematisches Sicherheitsmanagement verwandelt die Sorgfaltspflicht im Rahmen der Werkeigentümerhaftung in einen beherrschbaren, transparenten Prozess. Es schützt nicht nur die Kinder vor schweren Unfällen, sondern auch Sie als Betreiber vor rechtlichen Konsequenzen und sorgt für einen ruhigen Schlaf. Es ist der Beweis, dass die Sicherheit Ihrer Anlage kein Zufall ist, sondern das Ergebnis eines professionellen Plans.

Benötigen Sie Unterstützung beim Aufbau oder bei der Überprüfung Ihres Sicherheitsmanagements? Als zertifizierte Experten helfen wir Ihnen, ein massgeschneidertes System aufzubauen und führen die notwendigen Inspektionen fachgerecht durch. Kontaktieren Sie uns für eine unverbindliche Beratung.

Begriffserklärungen

EN 1176
Die Normenreihe SN EN 1176 ist der massgebliche europäische Standard für Spielplatzgeräte und Spielplatzböden. Sie legt detaillierte sicherheitstechnische Anforderungen an die Konstruktion, Installation, Inspektion und Wartung von Spielgeräten im öffentlichen Raum fest. Ihre Einhaltung ist entscheidend für die Gewährleistung der Sicherheit. Als Europäische Norm (EN) gilt die EN 1176 in allen 34 Mitgliedsländern des Europäischen Komitees für Normung (CEN). Die Bezeichnung "SN EN 1176" ist ein standardisiertes Verfahren, das die Übernahme einer Europäischen Norm in das nationale Normenwerk anzeigt. Die Buchstaben stehen für: SN: Schweizer Norm und EN: Europäische Norm.
Hauptinspektion
Die jährliche Hauptinspektion ist die umfassendste Prüfung der gesamten Spielanlage. Sie dient der Feststellung des allgemeinen betriebssicheren Zustandes und überprüft auch Fundamente, Verschleiss und die Auswirkungen der Witterung. Diese Inspektion muss von einem qualifizierten Spielplatzprüfer durchgeführt werden.
Inspektion nach Installation
Dies ist eine einmalige, umfassende Inspektion eines neu errichteten oder wesentlich veränderten Spielplatzes vor dessen Freigabe. Sie stellt sicher, dass die Anlage normkonform und gemäss den Herstellervorgaben installiert wurde. Sie ist der erste und wichtigste Sicherheitstest im Leben einer Anlage.
Operative Inspektion
Die operative Inspektion ist eine detaillierte Kontrolle, die in regelmässigen Abständen (z.B. alle 1-3 Monate) durchgeführt wird. Im Gegensatz zur reinen Sichtkontrolle umfasst sie auch funktionelle Tests zur Überprüfung der Stabilität und des Verschleisses von Bauteilen.
Visuelle Routine-Inspektion
Die visuelle Routine-Inspektion oder Sichtkontrolle ist eine häufig durchgeführte (z.B. tägliche oder wöchentliche) Kontrolle zur Feststellung offensichtlicher Gefahrenquellen. Sie dient der schnellen Erkennung von Vandalismus, Verunreinigungen oder leicht erkennbaren Schäden. Sie kann in der Regel durch geschultes Personal vor Ort (z.B. Hauswart) erfolgen.
Dokumentation
Die Dokumentation umfasst alle schriftlichen Unterlagen, die für einen Spielplatz relevant sind. Dazu gehören Montageanleitungen, der Inspektionsplan, alle Inspektions- und Wartungsberichte sowie Nachweise über durchgeführte Reparaturen. Eine lückenlose Dokumentation ist für den Betreiber ein entscheidender Nachweis seiner Sorgfaltspflicht.
Knowhow
Hauptinspektion

Ihr jährliches Sicherheitsupdate

Die jährliche Hauptinspektion ist mehr als eine Routinekontrolle – sie ist ein wesentlicher Baustein für die Sicherheit und den langfristigen Werterhalt Ihrer Spiel-, Sport- und Fitnessanlage. Unsere qualifizierten Prüfer nehmen Ihre Anlagen gemäss SN EN 1176, 1177, 16630, 12572 u.a. genau unter die Lupe, um potenzielle Risiken frühzeitig zu erkennen und geeignete Massnahmen in die Wege zu leiten.