
Ein unverzichtbarer Bestandteil des Sicherheitsmanagements für Spielplätze ist die regelmässige Sichtkontrolle. Die Häufigkeit dieser Kontrollen liegt in der Verantwortung des Betreibers. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff "Sichtkontrolle" und welche Kriterien sind bei der Festlegung der Durchführungsfrequenz entscheidend? Dieser Beitrag beleuchtet die Grundlagen der Sichtkontrolle auf Spielplätzen und die massgeblichen Faktoren für die Bestimmung ihrer Häufigkeit.
Was ist eine Sichtkontrolle?
Eine Sichtkontrolle ist eine visuelle Überprüfung, bei der offensichtliche Sicherheitsrisiken und Mängel identifiziert werden. Der Fokus liegt auf Problemen, die direkt mit dem Auge erkennbar sind. Ziel dieser Inspektion ist es, Gefahrenquellen frühzeitig zu erkennen, gegebenenfalls sofort zu beseitigen oder die notwendigen Folgemassnahmen zu veranlassen.
Welche Aspekte sind bei einer Sichtkontrolle zu beachten?
Die Norm SN EN 1176 führt beispielhaft einige typische Gefahrenquellen auf, die bei der Sichtkontrolle beachtet werden müssen. Da die Norm jedoch keine umfassende Auflistung aller potenziellen Gefahrenquellen bieten kann, liegt die sorgfältige Durchführung massgeblich im Ermessen des Kontrolleurs. Grundsätzlich sind alle offensichtlichen Gefahrensituationen oder -zustände zu beachten. Die folgende Liste dient als Rahmen für ein systematisches Vorgehen und ist nicht abschliessend:
Gefahrenstellen und Beschädigungen an Spielgeräten
- Sind Verformungen, Bruchstellen, Vandalismus oder Schäden am Gerät sichtbar?
- Gibt es scharfe Kanten, spitze Ecken, Holzsplitter oder fehlende Teile?
- Sind alle Schutzkappen vorhanden?
- Gibt es freiliegende Fundamente?
Aufprallflächen, Fallraum und Freiraum
- Sind die Aufprallflächen frei von Fremdkörpern?
- Gibt es lose oder aufstehende Fallschutzplatten, die Stolperstellen darstellen?
- Ist synthetischer Fallschutz frei von Kies, Sand oder andern Fremdkörpern?
- Ist die Verteilung von losem Fallschutzmaterial gleichmässig und die Menge ausreichend?
- Ist genügend Bodenfreiheit unter Schaukelsitzen oder Hängematten vorhanden?
Allgemeines auf dem Spielplatz
- Gibt es Verunreinigungen, wie Unrat oder Scherben?
- Sind Einfriedungen und Beschilderungen frei von Vandalismus?
Was gehört nicht zur Sichtkontrolle?
Obwohl die einzelne Sichtkontrolle in der Regel zügig durchgeführt ist, summiert sich der Zeitaufwand über ein Jahr betrachtet beachtlich und ist dabei von grosser Bedeutung. Um diesen Aufwand zu begrenzen, ist neben der verantwortungsvoll festgelegten Ausführungsfrequenz eine klare Abgrenzung zur operativen Kontrolle entscheidend.
Die operative Kontrolle, auch Funktionskontrolle genannt, umfasst eine «detailliertere Inspektion zur Überprüfung des Betriebs und der Stabilität» (SN EN 1176, Teil 7) der Spielgeräte. Im Umkehrschluss bedeutet dies für die Sichtkontrolle, dass auf den Einsatz des eigenen Körpergewichts zum Bespielen, Beklettern, Heben oder Testen der Funktionsfähigkeit und Stabilität der Geräte und Objekte verzichtet werden kann. Lediglich bei einem offensichtlichen, rein visuell erkennbaren Verdacht auf eine Gefahrenquelle sollten die Hände zur Überprüfung eingesetzt werden.
Die Aussage "Aber es schadet ja nicht, auch mal am Gestell zu rütteln!" ist zwar nachvollziehbar, jedoch kann bei einer regelmässigen operativen Kontrolle die Sichtkontrolle tatsächlich auf die reine visuelle Überprüfung beschränkt bleiben.
Wie oft sollte eine Sichtkontrolle durchgeführt werden?
Die Häufigkeit der Sichtkontrolle richtet sich unter anderem nach der Nutzungsintensität des Spielplatzes. Gemäss der Norm für Spielplatzsicherheit (SN EN 1176, Teil 7, Kapitel 6) kann für stark frequentierte oder durch Vandalismus gefährdete Spielplätze eine tägliche visuelle Inspektion notwendig sein.
Ein guter Indikator für die erforderliche Häufigkeit der Sichtkontrolle ist das Auftreten offensichtlicher Gefahrenquellen, wie beispielsweise das Wegspielen von losem Fallschutzmaterial unter Schaukeln (auch Wegspieleffekt genannt), Glasscherben oder Littering. Die Beobachtung des Spielplatzes über einen bestimmten Zeitraum kann wertvolle Anhaltspunkte liefern, wie oft eine Sichtkontrolle sinnvoll ist.
Oftmals unterschätzt und zu wenig beachtet wird die Anleitung des Herstellers. Diese muss in der jeweiligen Landessprache vorliegen und enthält wichtige Informationen zu spezifischen Aspekten der Inspektion – einschliesslich der empfohlenen Häufigkeit der Sichtkontrollen – sowie zur Wartung. Dies gilt sowohl für Fallschutzböden als auch für die Spielgeräte selbst.
Gibt es dringende Massnahmen?
Ja! Werden bei einer Sichtkontrolle erhebliche sicherheitsrelevante Mängel festgestellt (z.B. Instabilität eines Geräts, Bruch von tragenden Teilen), muss der Betreiber umgehend informiert werden. Können die betroffenen Spielplatzgeräte nicht unmittelbar gesichert werden, sind sie unverzüglich für die Nutzung zu sperren. Dies kann beispielsweise durch Fixierung, Demontage oder Umzäunung zur Absperrung des Bereichs erfolgen.
Wer darf eine Sichtkontrolle durchführen?
Sichtkontrollen dürfen ausschliesslich von sachkundigen Personen durchgeführt werden. Eine handwerkliche Ausbildung und eine entsprechende fachliche Einweisung sind empfehlenswert, um typische Gefahrenquellen an Spielgeräten und Fallschutzböden erkennen zu können. Ein grundlegendes Verständnis der sicherheitsrelevanten Konzepte der Normenreihe SN EN 1176, wie beispielsweise Aufprallflächen, Fallräume und Freiräume, ist für die Durchführung der Kontrolle hilfreich und erleichtert bei der Anlagenbewirtschaftung die Koordination und Kommunikation.
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Dokumentation ist entscheidend
Die sorgfältige Dokumentation sämtlicher Kontrollen und Massnahmen ist unerlässlich, um den vollständigen Inspektions- und Wartungsverlauf transparent nachweisen zu können.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die regelmässige und sachkundige Durchführung von Sichtkontrollen eine grundlegende Voraussetzung für die Sicherheit auf Spielplätzen darstellt. Ein gut strukturierter Inspektionsplan optimiert nicht nur die Sicherheit, sondern ermöglicht auch eine effiziente und zeitoptimierte Bewirtschaftung. Indem die genannten Punkte konsequent berücksichtigt werden, leisten Betreiber einen wesentlichen Beitrag zur Schaffung und zum Erhalt einer sicheren und positiven Umgebung für Kinder.
Kennen Sie die nächste, unerlässliche Stufe des Sicherheitsmanagements, die Funktionskontrolle? Erfahren Sie mehr zur Funktionskontrolle: Ein handfester Kraftakt